Münster (wh). Dass Dieter Gebhard ein "homo politicus" - ein durch und durch politischer Mensch - ist, klingt fast nach einer Untertreibung: Der 61-Jährige ist seit 1979 im Rat seiner Heimatstadt Gelsenkirchen für die SPD aktiv, seit 1984 vertritt er die Ruhrgebietskommune auch in der Versammlung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Im Januar 2010 wurde Gebhard zum Vorsitzenden des sogenannten Westfalen-Parlamentes gewählt.
Im Interview schildert der Mathematiklehrer, Familienvater und bekennende Schalke-Fan die Finanzsituation der westfälischen Kulturlandschaft und sein Engagement für die Burg Hülshoff als öffentlichen Erinnerungsort.
Herr Gebhard, als Vorsitzender des Westfalenparlamentes sind Sie am Ziel Ihrer politischen Träume - das wurde bei Ihrem Amtsantritt geschrieben. Wie lebt es sich dort?
Dieter Gebhard: So ganz wohl fühle ich mich mit der Formulierung "Ziel meiner politischen Träume" nicht, das klingt so verklärend. Die Arbeit beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe ist dagegen eine sehr handfeste und wirklichkeitsnahe Arbeit. Man ist viel unterwegs, um Einrichtungen des Verbandes oder auch externe Gesprächspartner zu besuchen. Da sich die Körperschaft des LWL von Höxter bis Bocholt und vom Münsterland bis nach Siegen erstreckt und somit recht große Ausmaße hat, ist man viel auf Reisen. Das ist nicht das, wovon man träumt, sondern es ist eher mühsam. Aber ich fühle mich trotzdem wohl in meiner Funktion und sie macht mir großen Spaß.
Welche Opfer muss man als Politiker bringen?
Gebhard: Das Opfer besteht vor allem darin, dass ich durch die Tätigkeit beim LWL nur noch wenig Freizeit habe. Zum Beispiel sind meine Museumsbesuche mittlerweile selten privat und meistens mit öffentlichen Auftritten verbunden. Darunter leidet natürlich auch die Familie. Ich glaube, meine Kinder haben mir das zeitweise übel genommen, dass ich so wenig Zeit für sie habe. Mittlerweile sind sie aber groß genug, dass sie darüber reflektieren und sich mit mir austauschen können. Das macht dann auch wieder Spaß.
Sie setzen sich besonders für die Kulturpolitik ein. Wird es künftig noch schwieriger, die Etats von Museen und Theatern zu sichern?
Gebhard: Es ist ein Irrtum, dass man mit Kürzungen bei der Kultur den Problemkreis Kommunalfinanzen lösen kann. Der Anteil der Kultur am LWL-Haushalt beträgt drei Prozent. Um es noch etwas drastischer zu schildern: Die Steigerungsrate bei der Behindertenhilfe ist pro Jahr in etwa so hoch wie der komplette Kulturetat. Es stellt sich also die Frage: Wenn wir die Kultur bis auf den letzten Mitarbeiter und das letzte Exponat zusammenkürzen würden - was machen wir dann im nächsten Jahr? Es wäre nicht nur ein Verlust, sondern auch keine Lösung des Problems. Die Lösung kann nur darin bestehen, dass die gesellschaftspolitische Aufgabe der Behindertenhilfe nicht alleine den Kommunen überlassen bleibt, sondern künftig auch durch Bundesmittel finanziert wird.
Welches Projekt ist Ihnen für die Zukunft besonders wichtig?
Gebhard: Es gibt die Chance, die Burg Hülshoff und das Rüschhaus zu übernehmen. Dieses Ensemble mithilfe einer Stiftung für die Öffentlichkeit zu erhalten, ist gar nicht so selbstverständlich. Vielmehr war zu befürchten, dass die Liegenschaften in andere Hände mit anderen Vermarktungsinteressen fallen. Der Landschaftsverband wird es hoffentlich mit Unterstützung der LWL-Kulturstiftung, durch Spenden sowie mit der Unterstützung des Landes NRW hinbekommen, der Öffentlichkeit diese Burg zu bewahren und sie weiter als Erinnerungsort auszubauen.
Zuletzt wollte die NRW-Kulturministerin Ute Schäfer noch keine Zusage zu Landesmitteln für die Burg Hülshoff geben.
Gebhard: Der aktuelle Stand ist: Das Land NRW möchte, dass die Finanzierung des Projektes steht, um dann seinen Anteil in Höhe von vier Millionen Euro dazuzugeben. Wir haben bereits 16 Millionen Euro zusammen und ich wage zu behaupten, auch das Land wird gerne mitmachen, so dass die erforderlichen 20 Millionen Euro für den Dauerbetrieb vorhanden sind. Dieses Projekt ist einmalig, denn so viele herausragende Kulturköpfe wie Annette von Droste-Hülshoff haben wir in Westfalen nicht. Deshalb müssen wir damit wuchern und Westfalen gerade auch als Literaturland profilieren, da wir an dieser Stelle eine Menge zu bieten haben.
Müssen die Westfalen ihr Kulturangebot denn besser präsentieren?
Gebhard: Unserer Wahrnehmung nach entsteht in der öffentlichen Berichterstattung häufig der Eindruck: Kultur findet nur in Düsseldorf und Köln statt, eben an der Rheinschiene. Das sind zweifelsohne die größten Städte in NRW mit einem enormen und sehr bewundernswerten Kulturangebot. Aber dass Westfalen am Ende gar nicht erwähnt wird, wie es zum Beispiel in einem Kulturbericht des Landes passierte, das ist schon ärgerlich. Dies durch Herausstellung unserer Stärken zu ändern, muss unser Ziel sein.
20.06.2011
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